Mittwoch, 19. Juli 2023

Schriftliche Anfrage betreffend wann gibt’s wieder Open-Air Konzerte im Joggeli?

Basel verstehe sich als international bedeutende Kultur-, Messe-, Markt- und Eventstadt mit langer Tradition. So ist es auf der Website des Standortmarketings unseres Kantons zu lesen.

Jedes Jahr finden hier Kongresse zu diversen Themen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Life-Science statt. Wir bieten neben zentraler Lage, optimaler Verkehrsanbindung und einer exzellenten Infrastruktur auch unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung von Grossanlässen. Als Gastgeberin von internationalen Sportanlässen verfügen wir über einen hohen Erfahrungswert in der Durchführung.

Auffallend in diesem Zusammenhang ist, dass die Zeit der Konzerte mit grossen Künstler:innen der Pop- und Rock-Musik in Basel längst Geschichte ist. AC/DC war in Basel. Auch Dire Straits, Supertramp, Rolling Stones, Tina Turner, Bon Jovi, Madonna, Michael Jackson und viele mehr. Die Open-Air Konzerte im Joggeli waren fester Bestandteil des Sommerprogramms. Nicht nur für Basler:innen, auch Konzertliebhaber:innen weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus haben Basel deshalb besucht. Tempi passati.

Noch weiter zurück liegt die Zeit, als sich das Küchlin in der Steinenvorstadt als Variété- Theater einen Namen machte. Der imposante Saal gehörte bis vor kurzem als Kino zum Ausgehprogramm der halben Nordwestschweiz. Diese Nutzung ist wahrscheinlich mit dem Aufkommen der Streamingdienste aus der Zeit gefallen. Die Zukunft des Küchlins ist ungewiss. Aufgrund geneigter Böden und fehlendem Lichteinfall würde sich die Infrastruktur für Konzerte anbieten.

Auch die Zukunft des Musical Theaters ist ungewiss. Die Kommunikation der Regierung im Zusammenhang mit der Auflösung des Pachtvertrags und ihre Pläne, am Standort der Kulturstätte ein Hallenbad zu errichten, sorgen für Unmut. Es macht den Eindruck, das Ende des Musical Theaters – das in den letzten Jahren weit über das Genre Musical hinaus genutzt wurde – werde geradezu herbeigeführt.

Medien berichten von einer «Hallenmisere» und zeigen auf, dass die Zukunft vieler Veranstaltungsorte in Basel ungewiss sei1. Es drängt sich auf, das Potenzial der Veranstaltungsorte und -hallen in Basel-Stadt konzeptionell und in Zusammenarbeit mit Veranstaltenden anzugehen und so besser nutzbar zu machen.

In diesem Zusammenhang bitte ich den Regierungsrat folgende Fragen zu beantworten:

  1. Wann gibt’s wieder Open-Air Konzerte im Joggeli?

  2. Was unternimmt der Regierungsrat zur Förderung von Grossanlässen der Kultur und Unterhaltung? Hat er ein Konzept, wie an die glorreichen Zeiten der Open-Airs im Joggeli angeknüpft werden kann? Ist das sein Ziel? Falls nicht, warum nicht?

  3. Werden mit der kürzlich erfolgten Ausgabenbewilligung für die Realisierung zusätzlicher Modernisierungsmassnahmen in der St. Jakobshalle (22.0869) Rahmenbedingungen geschaffen, die wieder Konzerte mit internationalen Pop- und Rock-Grössen möglich machen?

  4. Der Betrieb der St. Jakobshalle ist beim Erziehungsdepartement (ED) angesiedelt. Inwiefern ist das Präsidialdepartement (PD) hinsichtlich Grossanlässen der Kultur und Unterhaltung in den Betrieb involviert? Wie muss die Zusammenarbeit zwischen den Departementen verbessert werden, um eine effiziente und koordinierte Nutzung der vorhandenen Veranstaltungsorten zu gewährleisten?

  5. Welche Bedeutung haben Grossanlässe der Kultur und Unterhaltung im Rahmen des Stadtmarketing und der Standortförderung? In welchem Verhältnis steht das Engagement des Kantons bezüglich der Akquise von Grossanlässen im Sport zur Akquise von Grossanlässen der Kultur und Unterhaltung? Kann der jeweilige Aufwand finanziell beziffert werden?

  6. Wie plant der Regierungsrat das Potenzial der Veranstaltungsorte und -hallen in Basel- Stadt besser zu nutzen? Existiert ein Konzept für die Förderung von Grossanlässen der Kultur und Unterhaltung, das die Bedürfnisse der Konzertveranstalter:innen berücksichtigt? Falls nicht, ist ein solches in Planung?

 

  1. Können die Rahmenbedingungen über die Infrastruktur hinaus, beispielsweise durch die Vereinfachung von Bewilligungsverfahren, die Unterstützung in der Kommunikation/Werbung oder durch das Entgegenkommen beim Bereitstellen von kantonalen Sicherheitsdienstleistungen optimiert werden?

  2. Wie werden namentlich die Kosten für Sicherheitsdienstleistungen für Fussballspiele oder andere Grossveranstaltungen wie Konzerte in anderen Städten gehandhabt? Wer trägt die Kosten? Wie unterscheidet sich unsere Praxis im Vergleich zu anderen Städten? Wo liegt hier das Verbesserungspotenzial im Sinne der Veranstaltungen?

1 https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/bonjour-tristesse-die-grosse-leere-in-basel-herrscht-hallenmisere- ld.2488449#content-table-second

Johannes Sieber