Die positive Entwicklung der Filmbranche seit der Einführung der Basler Fö rderung von Film und Medienkunst im Jahr 2016 ist erfreulich. Die Neugründung von Produktionsfirmen, die Zunahme von Filmschaffenden (meist Einzelfirmen und GmbHs) in verschiedenen Berufsfunktionen, die Eröffnung eines Filmstudios in Basel, das alles ist zum einen Ausdruck davon, dass unser Fö rdermodell konkurrenzfä hig ist, aber auch den Anschluss an die subsidiä re, resp. komplementä re Schweizer Filmfö rderung gefunden hat.
Im erwä hnten Ratschlag fü hrt der Regierungsrat die wirtschaftliche Bedeutung des Filmschaffens fü r die Region Basel aus. Die erzielten Umsä tze aus der freien Filmproduktion seien deutlich hö her als die in die jeweiligen Projekte investierten kantonalen Fö rdermittel. Der hohe Regionaleffekt (bei der wettbewerbsorientierten Kinofilmfö rderung bis zu 161%) bewirkt, dass deutlich mehr als die Fördergelder in der Region reinvestiert werden, meistens mit Aufträgen in das Gewerbe und die Kreativwirtschaft. Zudem profitiert ein erweiterter Wirtschaftskreis vom regionalen Filmschaffen, wie etwa Tourismus, Hotellerie, Gastronomie, Transport und weitere regionale Unternehmen mit Zulieferfunktionen.
Das Filmschaffen sei eine Schlü sselbranche der Kreativwirtschaft. Tatsächlich ist eine starke audiovisuelle Branche mit ihrem ganzen Know-how ein wichtiger wirtschaftlicher Standortfaktor. Diese arbeitet nicht nur für den künstlerischen Film, sondern im Bereich Auftragsfilm für die Wirtschaft (Präsentationen), für Aus-/Weiterbildung, für andere Kulturbereiche (Museen, Theater, Musikclips) und dergleichen mehr.
Auch der «eigentliche Film» hat wachsendes Potenzial: das Volumen der Filmförderung in der Schweiz wächst. Durch das neue Filmgesetz (sog. «Lex Netflix») werden Streaming-Plattformen vermehrt in der Schweiz produzieren.
Angesichts des Potentials der Filmbranche und ihrer Bedeutung fü r unsere Region ist es wichtig, dass der Kanton das bewegte Bild nicht nur unter dem Aspekt Kultur, sondern auch als Teil der Wirtschaft betrachtet und fördert. Kommt dazu, dass die audiovisuelle und speziell die Filmbranche einer Region und dem Wirtschaftsstandort einen nicht zu unterschätzenden «Ausstrahlungseffekt» verleiht.
Basel bietet dazu bereits gute Voraussetzungen und Ansatzpunkte.
In diesem Zusammenhang bitte ich den Regierungsrat folgende Fragen zu beantworten:
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Welchen Stellenwert misst der Regierungsrat dem bewegten Bild als Kommunikationsmittel zu und welche Bedeutung des Films, das bewegten Bildes und der audiovisuellen Branche für die Aussenwirkung der Region leitet er daraus ab?
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Durch ihre Rechtsgrundlage (Kulturfö rdergesetz) ist die Filmfö rderung bei der Kultur angesiedelt. Der wirtschaftliche Stellenwert der Filmbranche fü r die Region legt nahe, die Filmfö rderung zusä tzlich von Seiten Wirtschafts- und Standortfö rderung zu denken. Wie steht der Regierungsrat grundsätzlich dazu? Plant er, entsprechende Massnahmen zu ergreiffen?
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Aufgrund der Anpassung des Schweizer Filmfö rdergesetzes sind ab 2024 jä hrlich zusä tzliche Investitionen in der voraussichtlichen Hö he eines 2-stelligen Millionenbetrags seitens Streaming-Plattformen in die Schweizer Filmbranche zu erwarten. Was unternimmt der Regierungsrat heute und in Zukunft, damit die Region von diesen Investitionen profitieren kann? Ist ein entsprechendes Akquise-Projekt in Zusammenarbeit mit der regionalen Filmbranche geplant?
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Sind andere Städte/Regionen dafür aktiv und werden dafür Wirtschaftsförder-Massnahmen ergriffen?
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Die dezentrale Filmfö rderung in der Schweiz ist das Filmschaffen auf die ganze Schweiz verteilt. Das hat Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist, dass die Schweiz kein grosses ausgebautes Filmstudio hat, wie das aus anderen Ländern bekannt ist. Sieht der Regierungsrat im Schaffen einer solchen Infrastruktur in Basel ein Potential fü r den Wirtschaftsstandort Basel?
Johannes Sieber